Donnerstag, 27. September 2007

Gemüsegarten II - Unendliche Vielfalt

Gemüseanbau heißt für mich ein Schwelgen in der Vielfalt, welche durch die jahrhundertelange züchterische Arbeit von Gemüsebauern entstanden ist. Erst durch den Anbau des eigenen Gemüses, wurde mir diese ungeheure Vielfalt der einzelnen Arten bewusst. Ich möchte nur einige Gemüsearten herausgreifen und ein wenig davon erzählen.



Wer kennt schon den Geschmack unterschiedlicher Tomatensorten - dabei gibt es mehrere tausend davon!



Es gibt runde, eiförmige, tropfenförmige und längliche Tomaten, große und winzig kleine, einfärbige in Dunkelbraun, verschiedenen Rot-Tönen, fast weiße, welche in Gelb, Orange oder auch Grün-Gelb-Gestreifte, Rot-Schwarz-Gestreifte. Es gibt sogar welche mit einem ganz ausgefallenem marmorierten Fruchtfleisch und welche die wie Paprikas aussehen und fast hohl sind. Und sicher gibt es noch ganz viele, von denen ich keine Ahnung habe.
Und ja: Die meisten schmecken unterschiedlich. Es ist ganz wie mit Wein: Je mehr verschiedene Sorten man kostet, desto besser erkennt man Geschmacksnuancen. Anstatt zu einer Weinverkostung kann man Freunde auch zu einer Tomatenverkostung einladen und ein wenig die durch einförmige Ernährung und Fertigprodukte verkümmerten Geschmacksknospen trainieren!



Ebenfalls möglich ist eine Unterscheidung nach rein praktischen Kritierien: Es gibt Tomaten, die sich besser zum Trocknen eignen als andere, es gibt welche, die sind prädestiniert für Soßen, andere für den Genuss im Salat, wieder andere sind reine Naschtomaten für den kleinen Gusto im Vorbeigehen oder Massenträger für's Einkochen des Wintervorrats. Vielleicht haben sich einige gefragt, wozu man beinahe hohle Tomaten braucht - na, zum Füllen!
Dann gibt es sehr robuste Arten und krankheitsanfälligere, frühtragende für den Juni und spättragende für den Oktober. Damit die Tomaten-Frischversorgung auch lange garantiert ist.

Wie schön sieht ein bunter Blattsalat aus vielen verschiedenen Sorten, vielleicht noch mit Roter Melde kombiniert in einer Glasschüssel aus - ein Erlebnis auch für das Auge!









Blattsalate gibt es für jede Jahreszeit und in verschiedensten Nuancen. Von zarten Blättern, bis zu kräftig-knackigen, in allen möglichen Grün-Gelblich-Rötlich-Rot-Tönen bis hin zum dunkelroten Radicchio. Es gibt auch welche mit gesprenkelten Blättern, wie zum Beispiel den Forellenschluss. Als Ergänzung eignen sich Melde, Feldsalat, verschiedene Rauke- und Kressearten oder einfach ein paar Beikräuter wie Löwenzahn oder Wegerich, die sowieso überall im Rasen wachsen.

Ich bevorzuge eindeutig Pflücksalate. Die haben den großen Vorteil, dass ich nicht einen ganzen Salatkopf auf einmal abschneiden muss, sondern von verschiedensten Köpfen immer die unteren Blätter ernten kann und so mein Salat schön bunt und vielfältig wird. Zudem sind Pflücksalate meiner Erfahrung nach auch weniger anfällig für diverse Tierchen, da sie "offener" wachsen und man mit der Ernte nicht warten muss, bis die Köpfe fest und geschlossen sind. Das bietet Schnecken, Blattläusen, Ohrenkneifern und Raupen weniger Chancen, sich dauerhaft und ungesehen in einem Kopf einzunisten.

Wunderbar auch der Anblick des roten Stielmangolds - erst im Gemüsegarten, dann beim Kochen, denn die Farbe des tiefroten Stängels und der roten Blattadern bleiben beim Kochen erhalten. Mangold gibt es als Blatt- und Stielmangold. Von letzterem kamen in den letzten Jahren mehrere Sorten mit roten, orangen oder gelben Stielen auf den Markt, was die Anbau-Verlockung sicher bei vielen erheblich gesteigert hat.

Wie praktisch ist Spargelsalat! Selbst den meisten leidenschaftlichen GemüsegärtnerInnen ist er unbekannt. Er wird verwendet wie Pflücksalat. Die Blätter werden von unten nach oben gepflückt, während er immer weiter wächst und neue Blätter ausbildet.
Wenn er Blütenansätze zeigt, ist es an der Zeit, die bis dahin recht dicken Stängel zu ernten. Man schält und kocht sie wie Spargel.
Besonders die Sorte "Chinesische Keule" bildet lange, dicke "Spargel" aus und hat dabei auch recht wohlschmeckende Salatblätter. Sehr zierend für den Garten ist auch die Spargelsalatsorte "Roter Stern" mit dunkelroten Sprenkeln auf den Blättern.
Was ich am Spargelsalat auch schätze: Die Salatblätter sind nicht gerippt, gewellt oder gar gerüscht, wie einige andere Pflücksalatarten, sondern glatt - und daher einfach und schnell zu waschen. Zudem ist er bei den Schnecken nicht sonderlich beliebt und Blattläuse hatte er noch nie.

Wer kennt heutzutage noch den Geschmack verschiedener Fisolensorten? - Die einen zart, schmelzend, die anderen eher knackig und fest.

Auch optisch sind sie eine Zierde. Ich habe heuer drei Sorten auf meinen Stangenbohnentipis: Die Stangenbohne "Metro Rouge" (in der rechten Schüssel) schlägt mit einer Länge von ca. 70 - 75 cm pro Fisole alle Rekorde. Schmeckt dabei aber immer noch zart und sehr fein. Die "Blauhilde" (linke Schüssel) schmeckt kerniger, fester und knackiger. Ihre blauen Fisolen heben sich wunderschön vom grünen Laub ab. Dann habe ich noch "Neckargold" angebaut, eine gelbe Fisole, ebenfalls sehr zart schmeckend.
Zusätzlich habe ich heuer drei Körndl der "Berner Landfrauen" gelegt, um daraus Saatgut für nächstes Jahr zu gewinnen. Die Fisolen dieser Sorte sind lila eingesprenkelt, eine echte Augenweide. Über den Geschmack kann ich erst nächstes Jahr urteilen.

Über Chilis (auf dem Bild oben einige der heuer angebauten Sorten) könnte ich ebenfalls begeisterte Romane schreiben! Die Vielfalt in Farbe, Form, Schärfe und Geschmack ist ganz unglaublich. Wer weiß schon, dass Chilis nicht einfach scharf oder mild schmecken - nein, viele schmechen auch ganz unterschiedlich fruchtig und ergeben so beim Kochen ungeahnte Nuancen! Jedes Jahr probiere ich einige neue Sorten und ihre Verwendungsmöglichkeiten aus.

Ich könnte diese Hymnen auf die Vielfalt noch lange so weiterführen - für Gurken, Zucchinis Kürbisse, Paprikas und andere Gemüsearten. Ebenso gilt dies für Kräuter. Es gibt eben nicht nur Basilikum. Oder "Grünes Basilikum". Nein, es gibt so viele verschiedene Sorten mit ganz unterschiedlichen Farben, Geschmäckern, Blattgrößen und Verwendungsmöglichkeiten. Und das gilt auch für viele andere Kräuter.

Leider gehen in unserer Zeit viele der Gemüsesorten verloren. Weil die Lagerfähigkeit nicht gewährleistet ist, weil sie nicht für lange Transportwege geeignet sind, weil sie unmögliche Krümmungen aufweisen oder innerhalb der Sorte auch mal Variationen vorkommen - und das alles der Wirtschaft nicht ins Konzept passt. Damit gehen aber auch Geschmacksvarianten verloren, ebenso wie viele standortangepasste Züchtungen. Beispielsweise braucht es nicht jede Tomate gleich warm, gleich sonnig, um gut zu gedeihen. Es gibt auch Sorten, die an sehr spezielle Klimata und Bodenverhältnisse oder Extremstandorte angepasst sind. Solche Züchtungen sind besonders für Hobbygärtner und Eigenversorger sehr wertvoll, gehen aber unter dem Druck der Saatgutindustrie immer mehr unter. Da hilft nur eines: Selber die Vielfalt bewahren und fördern, andere damit anstecken und Saatgut tauschen und verschenken!


Weiter geht's mit dem "Plädoyer für den Gemüsegarten" demnächst im dritten Teil:
"Gemüsegarten III - Faul sein"

Der erste Teil zum Nachlesen:
Gemüsegarten I - Eine Leidenschaft


Sonntag, 23. September 2007

Wintergrün & Frühlingsbunt

Unweigerlich fallen immer mehr Blätter und damit schwinden die Farben aus dem Garten. Ich fürchte mich - wie immer - ein wenig vor der "grauen" Jahreszeit, in der man jeden Farbklecks, jedes Grün als Wohltat für Auge und Seele empfindet.

Leider habe ich am Anfang unserer Gartengestaltung viel zu wenig auf das Integrieren immergrüner Sträucher und Stauden in die Pflanzungen geachtet, die zu jeder Jahreszeit nicht nur Grün, sondern auch Struktur in den Garten bringen.

Heuer im Frühling bin ich zur Tat geschritten und habe unzählige Buchse gepflanzt. Manche in Reih und Glied, die in einigen Jahren kleine Hecken bilden sollen, manche einzelstehend, die ich im Lauf der Jahre zu Kugeln und Säulen erziehen werde. Dabei habe ich mich vom Haus ausgehend immer weiter nach hinten in den Garten vorgearbeitet.

Diese Woche habe ich im Baumarkt wieder zugeschlagen und einige weitere Immergrüne erstanden. Eine Buchskugel auf Stamm zum halben Preis, die erst noch den richtigen Platz finden muss. Einige kleine Buchse - ich hab heuer so viele einfach nur gesteckt, dass ich wenigstens ein paar etwas größere wollte -, die ich bei den Clematisbögen am Waldbeet entlang gepflanzt habe. Zwei Ilex crenata "Fastigiata", die mit ihrem langsamen, säulenförmigen, schmalen Wuchs ausgezeichnet ins schmale Kletterbeet passen. Dort habe ich heuer auch schon zwei andere Ilexe und eine kleine Säuleneibe gepflanzt, um vor der im Winter ansonsten kahlen nachbarlichen Garagenwand wenigstens in einigen Jahren etwas sichtbares Grün zu haben. Die weiteren Neuerwerbungen, eine Zwerg-Balsam-Tanne, Abies balsamea "Piccolo", und eine Zwerg-Zuckerhutfichte, Picea glauca "Laurin", sind im Baumbeet gelandet. Wenn die größeren Stauden und die Hostas ihre Blätter verlieren und einziehen, sollen sie zur Geltung kommen und mit ihren frischen Nadeln etwas Leben in den winterlichen Garten bringen. Ein Anfang ist also gemacht, aber das Thema Immergrüne wird mich auch nächstes Jahr beschäftigen.

Vor allem werde ich den Schwerpunkt von den leicht zu ziehenden und als "Kleinkinder" relativ billigen Buchsen auch auf andere Immergrüne ausdehnen. Wie ich gelesen habe, greift eine neue aggressive Pilzkrankheit rasant um sich, Cylindrocladium buxicola. Ist ein Buchs erst einmal befallen, soll er nicht mehr zu retten sein. Zudem ist durch die Gefahr der Übertragung mittels Handschuhen, Scheren und auch Wind damit der Buchsbestand im gesamten Garten bedroht. Somit will ich neben Buchsen auch verstärkt auf Ilexe, Eiben, immergrüne Berberitzen, Mahonien, Zwergkoniferen u.a. zur winterlichen Begrünung zurückgreifen.

Natürlich konnte ich auch nicht an den vielen Frühlingszwiebeln vorbei und habe u.a. einige Krokusse gekauft, die ich in den Rasen pflanzen werde. Das mache ich jedes Jahr im Herbst, aber es sind für meinen Geschmack immer noch zu wenige Farbtupfer. Die vielen neuen Beete, die ich heuer angelegt habe, sollen einige Tulpen, Narzissen und andere Frühlingsblüher bekommen. Wenn ich mir die gekaufte Menge ansehe und die Größe und Anzahl der Beete vor Augen führe, werde ich wohl noch einmal einkaufen dürfen.
Ich hoffe, die auf der Packung angegebenen Farben stimmen einigermaßen. Diesen Frühling wurde ich einige Male von knalligem Rot im weiß-gelben Beet geschockt und umgekehrt.
Mit dem Einpflanzen werde ich allerdings noch etwas warten. Bei uns ist der Herbst manchmal so warm, dass schon so manche Tulpe, im September gepflanzt, im Dezember ihren "Kopf" voreilig aus der Erde streckte. Zwiebelpflanzzeit ist daher erst Ende Oktober bzw. Anfang November.

Donnerstag, 20. September 2007

Nichts tun...

... muss auch mal sein.

An dieses Motto habe ich mich heute gehalten und bin am Nachmittag mit dem Fahrrad in die Lobau aufgebrochen. Die Lobau ist Teil des Nationalparks Donauauen und liegt von unserem Haus nur einige Gehminuten entfernt.

Als Ziel habe ich mir die sog. Gänsehaufentraverse vorgenommen. Hier bietet ein Aussichtsturm einen wunderbaren Blick über einen Altarm der Donau. Sie liegt nur etwas 25 Minuten - in sehr langsamem Tempo geradelt - von uns entfernt.

Von der Aussichtsplattform bietet sich einem dieser wunderbare Anblick auf das Wasser.

Ein paar Ruderboote waren zu erkennen, ansonsten nur Vögel, Schilf und Bäume.

Am unteren Bild sieht man das viele Totholz, das beim letzten Hochwasser vor zwei Wochen hier gestrandet ist.

Mindestens so schön: Der Blick zur anderen Seite.

Erste verfärbte Blätter und rote Hagebutten vor einem blauen Himmel.

Der Weg hierher (unten ein Blick von oben auf das letzte Stück) führt durch verschiedene Auzonen - vorbei an Wiesen, durch typische Auwälder, über Heißlände, wo man glaubt, man sei in der afrikanischen Savanne u.a. - alles in allem sehr abwechslungsreich. Darum brauche ich immer ewig zum Radfahren, von Sport kann hier keine Rede mehr sein. Es gibt einfach so viel zu bestaunen.

Nachdem ich meinen Zielpunkt erreicht und die Ruhe dort ausgiebig genossen hatte, radelte ich noch zwei Stunden durch die Au, erkundete neue Wege, suchte vergebens nach Schlehen - heuer gibt es in unserem Gebiet anscheinend keine, voriges Jahr trugen die Sträucher reichlich -, pflückte dafür Berberitzen, die ich für Tee trockne, bestaunte die vielen roten Hagebutten und die Früchte des Weißdorns, die überall kräftig leuchten.
Einige Wege waren vor Kurzem noch unpassierbar. Die "graue Wand" links neben dem Weg zeigt deutlich die Höhe des Wasserstandes an, der hier noch vor einer Woche verzeichnet wurde.

Die Zeit verging wie im Flug. Nichts tun ist eine wunderbare Beschäftigung.

Mittwoch, 19. September 2007

Spätsommerblüte & Herbstzauber

Auch wenn ich es - wie jedes Jahr - kaum glauben will: Der Sommer ist endgültig vorbei.
Auch wenn tagsüber die Sonne vom blauen Himmel funkelt: Es wird früh dunkel, die Nächte sind kühl, es ist Herbst.

Weil mir der Übergang vom Sommer in den Herbst immer sehr schwer fällt, habe ich bei der Bepflanzung der Staudenbeete besonders darauf geachtet, dass auch im Spätsommer und Herbst das Blühen möglichst unvermindert anhält.

Einige Katzenminzen und Salvien blühen noch immer, manche Clematis haben eine zweite Blüte geschoben, die Phloxe sind grade abgeblüht, die Fetthennen an ihrem Höhepunkt. Das Blau der Bartblume bildet einen richtigen Leuchtpunkt im hinteren Beet. Unsere vier Schmetterlingsflieder setzen immer noch neue Blütenrispen an. Vereinzelt blühen Geranium, einige Glockenblumen, Schafgarben, Agastachen, Malven und andere.

Im Teebeet und Gemüsegarten leuchten Gelb und Orange um die Wette: Tagetes, Ringelblumen, Zitronenjohanniskraut und Nachtkerzen. Im hinteren Gartenteil sind ebenfalls einige unermüdliche Rosen am Blühen, Sonnenhüte, Minzen sowie Japananemonen. In den schattigen Bereichen blühen einige Wachsglocken, Geranium, Freilandfuchsien, eine Hortensie und die Herbsteisenhüte müssten demnächst ihr Blau zeigen.

Von den vielen Rosen in unserem Garten gibt es immer einige, die mich wieder mit neuen Blüten überraschen. Und wenn ich genauer hinsehe, finde ich noch viele Knospen und darf mich damit auf weitere Blüten in den nächsten Wochen freuen.

Schneewittchen (oberes Bild) gehört bei mir jedes Jahr zu den Rosen, die sehr spät nochmal richtig durchstarten. Rhapsody in Blue scheint sich ähnlich zu entwickeln. Sie legte eine lange Blühpause im Sommer ein und empfängt den Herbst jetzt mit einer Blütenfülle.

Ganz besonders die Astern sorgen im Herbstgarten für einen richtigen Blütenrausch. Ich habe Astern in unterschiedlichen Sorten und Höhen (von ca. 25 cm bis ca. 1,5 m) in vielen Farben.
Viele Astern erreichen jetzt ihren Höhepunkt, blühen aber erfahrungsgemäß noch einige Wochen, andere haben ihre ersten Blüten noch nicht geöffnet und lassen auf späte Blütenfülle hoffen.

Ebenfalls in den Startlöchern lauern einige Chrysanthemen, die ich erst heuer im Frühling gepflanzt habe. Ich bin gespannt auf ihre Blüten.

Nichts desto Trotz sind die Anzeichen für den Herbst mehr als deutlich.

Anfangs wehre ich mich immer gegen die Hinweise der Natur auf das alljährliche Vergehen.

Wenn jedoch die Zeichen immer deutlicher werden, ist irgendwann Wegschauen nicht mehr möglich.

Langsam beginne ich zu sehen.

Und dann will ich sehen.

Der Zauber des Herbstes nimmt mich letztendlich doch - wie jedes Jahr - gefangen.

Freitag, 14. September 2007

Gemüsegarten I - Eine Leidenschaft

Viele Leute verstehen nicht, warum mir der Anbau von eigenem Gemüse so wichtig ist. Viele stellen sich das auch ganz anders vor, als ich es betreibe. Und manche habe ich auch schon mit meiner Leidenschaft für die Gemüsevielfalt anstecken können.
In nächster Zeit werde ich einiges dazu schreiben, heute mache ich den Auftakt und will kurz erzählen, wie ich dazu kam.

Ich wuchs am Land auf, in einem Haus mit einem großen Garten rundherum. Alles Obst und Gemüse wurde selber angebaut und verarbeitet. Da wurde eingeweckt, eingekocht, tiefgefroren, Gemüse für den Winter in Sand eingeschlagen und im Keller gelagert. Auf den Kellerregalen lagen beste Äpfel, selbstgemachter Most fand sich in den Fässern daneben, Säfte, Marmeladegläser und Eingemachtes füllten die restlichen Regale. Kartoffeln, Fleisch und Milch kamen vom nachbarlichen Bauernhof, Eier von den eigenen "Familien-Hühnern".
Für mich war das selbstverständlich - und ich habe es sehr geschätzt: Einfach in den Garten gehen und schauen, was er grade so hergibt. Und daraus dann das Essen machen oder eine gesunde Jause. So entstand mein Interesse am Gemüseanbau schon in frühester Kindheit - und ist auch bildlich dokumentiert.

Ein Stückchen von meinen Kindheitserfahrungen wollte ich mir mit dem eigenen Garten zurückholen. Da wir nur ganz wenig Fleisch essen, eine Vorliebe für Gemüse aller Art haben und sehr gerne kochen, schien es einfach zu unserem Leben zu passen, eigenes Gemüse zu ziehen. Somit war der Gemüsegarten der erste Teil in unserem Garten, den ich angelegt habe - ich vergesse nie, wie heiß es in jenem Mai war...

Inmitten der damals braunen Erdwüste verlegte ich Schieferplatten, die ich bei der Grundstückssanierung 20 cm tief unter der Wiesenoberfläche ausgegraben hatte, als Wege. Legte Beete an und baute ein kleines Hügelbeet (links hinten erkennbar), um einen Teil des alten Holzes und Strauchschnitts sinnvoll zu verwenden.
Sogleich begann ich auch mit dem Pflanzen von Salaten und Gemüse. Die Pflänzchen hatte ich schon auf Fensterbänken und Terrasse vorgezogen.

Im ersten Jahr wurde neben ein paar Beeten an der Grundstücksgrenze und dem Kräutergarten nur mehr der Rasen angelegt, ansonsten bemühte ich mich fast ausschließlich um den Gemüsegarten, der von Anfang an genügend Salat und Gemüse für unsere Bedürfnisse abwerfen sollte. Wie das Bild unten zeigt, lief der Gemüseanbau schon im ersten Jahr ganz gut an.

Jetzt kaufen wir von März bis Oktober fast kein Gemüse zu, abgesehen von Kartoffeln, Zwiebeln und einigen Kohlarten. Leider ist unser Grundstück nicht groß genug, um auch Kartoffeln selber anzubauen und mit Kohl habe ich einfach kein Glück.

Heute ist es nicht mehr so einfach zu sagen, wo der Gemüsegarten anfängt und wo er aufhört. Das kleine Stückchen Garten, das ich zu Beginn abgegrenzt habe, bot leider auf Dauer nicht genug Platz für all das, was ich ausprobieren wollte. Besonders die Vielfalt an Tomaten hatte es mir von Anfang an angetan. Große Kübel wurden gekauft und auf der Terrasse und an den sonnigen Hauswänden entlang aufgestellt. Anstatt in einem Glashaus wachsen die Tomaten so etwas geschützt vor Wind und Regen. Auch in einige geschützte Beete vor Wänden oder Zäunen pflanze ich zusätzlich Tomaten und Chilis. Manche Gemüsearten sind auch im Staudenbeet eine richtige Zierde, wie etwa Mangold mit bunten Stielen oder die Rote Melde. Beim Kompost hinter dem Haus wachsen jedes Jahr einige Kürbisse und seit heuer haben wir vor dem Haus ein Beet, in dem sich drei Stangenbohnentipis befinden. Und Kräuter wachsen ohnehin überall im ganzen Garten verteilt in Beeten und Töpfen. Somit findet sich eigentlich überall in unserem Garten auch Essbares - Gemüse, Kräuter, Salate, Beeren oder Obst.

Der Gemüsegarten sah heuer im Frühling so aus:

Die Tomaten waren noch ganz klein, in den Beeten wuchsen kunterbunt Salate, Kohlrabis, Kräuter, Erbsen, Mangold u.a.

Das linke Beet mit den üppigen Stauden ist das sog. Teebeet. In ihm wachsen vor allem Kräuter, die ich für Tee oder zur Sirupherstellung verwende wie verschiedene Melissenarten, Monarden, Griechischer Bergtee usw. und auch einige Kräuter zum Würzen wie Ysop, Thymian, Estragon etc.
Das Teebeet (siehe unten mit den blühenden Monarden im Sommer) bildet den optischen Übergang vom Gemüsegarten zum angrenzenden Staudenbeet, dem sog. Weinbeet.

Jetzt im Spätsommer sieht der Gemüsegarten wieder anders aus. Die prächtigen Salatköpfe sind kleineren gewichen, es dominieren große Tomatenpflanzen die Beete. Am Hügelbeet links hinten machen sich einige Zucchinis breit und am Holzzaun rechts ranken einige Schlangengurken in die Höhe.

Viele, die selber kein Gemüse anbauen, verstehen die Freude daran nicht: Es ist toll, durch den Garten zu gehen und dabei ein Essen im Kopf "zu entwickeln", je nachdem, was gerade reif oder groß genug ist. Bei diesem Streifzug die passenden Kräuter gleich mit zu sammeln und dann daraus ein fein schmeckenden Essen zuzubereiten. Dann ist meist das Kochen schon ein Erlebnis für die Sinne: Der Geruch der frischen Kräuter, wenn sie gehackt werden, der Geruch von frischem Knoblauch und Tomaten in heißem Olivenöl lösen ein Gefühl von Urlaub, Entspannung und Wohlbefinden aus.
Wenn wir Besuch von Freunden haben, kochen wir des öfteren auch genau auf diese Weise gemeinsam. So wurde schon so mancher vom Anbau-Virus infiziert ...


Weiter geht's mit dem "Plädoyer für den Gemüsegarten" demnächst im zweiten Teil:
"Gemüsegarten II - Unendliche Vielfalt"

Montag, 10. September 2007

Wetterkapriolen

Letzten Mittwoch begann es bei uns sehr stark zu regnen. An und für sich äußerst wünschenswert in unserer Gegend, in der es wenig Niederschläge gibt und der Boden besonders in diesem Jahr sehr ausgetrocknet war. Nur leider goss es am Freitag noch immer ohne Unterbrechung in Strömen, begleitet von Windböen und einer Kälte, die wir sonst nur vom Winter kennen. Freitag Mittag tropfte es dann im Wohnzimmer durch das Dach... Die Kanalisation konnte das Wasser nicht mehr fassen, die Straßen und Gehsteige standen unter Wasser. Hätten wir nicht einen betonierten Zaunsockel rund um das Grundstück - den 70er Jahren sei Dank -, wäre uns das Wasser reingelaufen. Es war auch so schon genug Aufregung mit den Eimern im Wohnzimmer und dem steigenden Wasserpegel und der Frage: Drückt es uns doch das Wasser über die Kanalisation in den Wohnkeller? Hat es nicht. Freitag Nacht ließ der Regen endlich nach, Samstag hatte es aufgehört und so konnten wir zumindest Samstag und Sonntag wie geplant bei unseren Familien im Innviertel verbringen.

Abends unternahm ich mit meiner Schwester noch einen Spaziergang zum See meiner Kindheit, dem Holzöstersee. Einem sehr warmen Moorsee, der sommers zum Baden und winters zum Eislaufen und Stockschießen genutzt wird.
Auch in dieser Gegend hatte es heftig geregnet und so stand das Ufer unter Wasser.

Wie überall heuer, hat der Herbst um einige Wochen früher Einzug gehalten.

Leider war es zum Fotografieren bald viel zu dunkel.

Und am nächsten Tag kam wieder der Regen.

Somit werde ich das landschaftliche Kleinod "Holzöstersee mit Moor" ein ander Mal vorstellen, wenn ich bessere Gelegenheit zum Fotografieren habe.

Jetzt muss ich mich erst einmal um den Garten kümmern. Regengüsse und Wind haben in der letzten Woche alles niedergedrückt und umgeweht, die Pappel hat große Äste abgeworfen und die Stangenbohnen kann ich endlich ernten, jetzt wo es nicht mehr ununterbrochen regnet und der Garten nicht mehr schmatzt beim Betreten.