Donnerstag, 30. Oktober 2008

Siechtum im Tomatenhimmel

Auf der Terrasse kann ich nach wie vor frische Tomaten ernten. Allerdings haben sich hier in den letzten beiden Wochen Krankheit und Siechtum breit gemacht.

Blick nach rechts (alle Bilder von heute mittag)

Normalerweise entferne ich sofort alle Blätter mit Anzeichen von Mehltau oder Braunfäule. Aber bedingt durch meine lange Grippe habe ich das vernachlässigen müssen und so konnten die lästigen Pilze um sich greifen.

Blick in die andere Richtung

Trotz der befallenen Blätter sind die Früchte noch gesund und schmecken köstlich. Drei Sorten bilden in diesem Jahr den Terrassen-Dschungel: Dunkelviolette Indische Fleischtomate, Ranktomate Carnica und De Berao.

Ranktomate Carnica

Links die Dunkelviolette Indische Fleischtomate

Bei dieser Sortenwahl wird es auch im nächsten Jahr bleiben, alle drei haben sich ganz gut auf der Terrasse, unter deren Dach sich im Sommer die Hitze furchtbar staut, bewährt.

Ich bin wirklich dankbar dafür, dass wir zu dieser Jahreszeit noch frische Tomaten ernten können. Zudem reifen im Haus körbeweise die unreif geernteten Tomaten aus dem Garten nach. Meine Einmachgläser sind alle voll, der Gefrierschrank auch. Ich hoffe, der Frost lässt sich noch eine Weile Zeit, damit ich nicht alle Terrassen-Tomaten auf einmal ernten muss.
Wenn ich in anderen Blogs schon von Wintereinbruch lese und Bilder von schneebedeckten Gären sehe, kommt mir das beinahe unglaublich vor.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Quitten-Freude!

Unser im März 2007 gepflanztes kleines Quittenbäumchen macht mir seit der Pflanzung viel Freude. Im Frühjahr bringt es wunderschöne weiße, große Blüten hervor und die Blätter sind mit ihrem zarten Flaum streichelweich und samtig, sodass man am liebsten jedesmal beim Vorbeigehen am Baum mit ihnen ein wenig kuscheln möchte.

Nach ausgiebigem Recherchieren haben wir uns letztes Jahr für die Sorte Cydora (ohne "Robusta" hintendran, das ist eine eigene Sorte) entschieden und die Entscheidung war gut.
Die Sorte Cydora entstand 1988 in der Forschungsanstalt Geisenheim und ist erst seit 1997 im Handel. Unser Lieblingsbaumschuler konnte uns daher nicht mit Sicherheit sagen, ob Cydora selbstfruchtbar ist. Wir gingen das Risiko ein - und sie ist.

Unser kleines Bäumchen trug heuer bereits gezählte 57 herrlich duftende Quitten. Die Äste des noch zarten Bäumchens bogen sich bedenklich nach unten, die Früchte sind wirklich groß und schwer!

Anscheinend sind Quitten hier bei uns nicht allen bekannt. Oft sind Spaziergänger stehen geblieben, wenn ich draußen war, und haben über den Zaun gefragt, was das denn für auffällig große, leuchtendgelbe Früchte seien.

Die Sorte Cydora wird als hochtolerant gegenüber Mehltau und Feuerbrand beschrieben, mit zitronen- bis birnenförmigen, leuchtendgelben Früchten, einem intensiven Aroma und einem für Quitten relativ zarten Fruchtfleisch mit wenig Steinzellen.

Einen Teil der Quitten habe ich ohne viel Schnickschnack zu Marmelade verarbeitet, etwas Gelee habe ich auch gemacht, einen Teil gekocht, püriert und zur weiteren Verarbeitung eingefroren. Dann noch flugs zwei unterschiedliche Quittenliköre angesetzt - und noch immer waren von der eigenen Ernte Quitten übrig. Ich hatte nicht gedacht, dass Quitten so ergiebig sein würden.

Ein lieber Bekannter beschenkte uns dann noch mit einigen Eimern Kontantinopler Quitten. Die haben wir zusammen mit dem Rest der eigenen Quittenernte eingemaischt. Ganz schön viel Arbeit - mussten wir doch die Quitten alle erst vierteln, um sie anschließend in unserer Küchenmaschine zu zerkleinern.

Nun steht das große Gärfass in der Küche, der Gärvorgang hat gerade eingesetzt. Bis daraus Hochprozentiges in trinkbarer Form entstanden ist, vergeht aber noch einiges an Zeit.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Erste Tomaten-Noternte

Heute war wieder einer dieser Tage, die ich nicht mag: Den ganzen Tag dichter Nebel, düsterer Himmel, unterbrochen immer wieder von heftigen Regenfällen - Luftfeuchtigkeit zum Angreifen. Denn kalt ist es nicht. Man konnte mit T-Shirt draußen sein, sofern man nichts gegen das Nass-Werden hat.

Bei meinem kurzen Rundgang - eigentlich sollte ich noch das Sofa hüten - habe ich gesehen, dass im Gemüsegarten schlagartig die Tomaten krank werden. Also musste ich schnell ein paar große Schüsseln holen und den Rest grün abernten und in Sicherheit bringen.
Die Tangellapflanzen, die in einem anderen Freiland-Beet ungeschützt stehen, sind noch kerngesund. Ich lasse sie noch bis zum ersten Frost stehen.

Die unreifen Tomaten dürfen wie üblich in Schachteln im Haus nachreifen. Die meisten tun das auch ganz gut. Zum Kochen sind sie immer noch um Längen besser als gekaufte.

Um unsere Tomaten-Frischversorgung muss ich mir also noch keine Sorgen machen. Der Tomatenhimmel auf der Terrasse hängt nämlich auch noch voller reifer, halbreifer und grüner Früchte. Die Pflanzen auf der Terrasse schauen noch halbwegs gut aus. Bin gespannt, wie lang sie noch durchhalten. Und die Tomaten in den Töpfen an der Hauswand sind ebenfalls noch halbwegs gesund, obwohl sie bei jedem Regen etwas Nässe abbekommen.

Allerdings konnte ich etwas ganz Ungewöhnliches beobachten, das mir gar nicht gefällt: Einige der Paprika- und Chilipflanzen beginnen sich von den Blättern her mit einer dicken wattigen Schicht zu überziehen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Da muss wohl die ungewöhnlich große Feuchtigkeit und der überaus kalte September in diesem Jahr eine Rolle spielen. Jedenfalls werden bei weitem nicht alle Chilis abreifen.

Dafür hatte ich heuer zum ersten Mal eine richtig, richtig gute Paprikaernte heuer - aber dazu ein ander Mal.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Au(s)gang

Am Sonntag hielt mich trotz Grippe und Kopfschmerzen nichts mehr drinnen. Nach fast einer Woche Bett hüten, musste ich zumindest auf einen kurzen Spaziergang in die Lobau, die von unserem Haus nur zwei Minuten entfernt liegt.

Auf einem meiner Lieblingswege durch den herbstlichen Auwald...

... gelangt man schon nach ein paar Minuten an einen Donau-Altarm und wähnt sich mitten im Dschungel.

Ruhig liegt das Wasser des Altarms in der Sonne, ab und zu schnappen ein paar Fische nach oben. Vom Himmel hört man das Krächzen der ersten Krähen, die bei uns ihr Winterquartier beziehen. Umgestürzte Bäume dürfen am Ufer verrotten.

Lässt sich hier gar ein Krokodil ins Wasser gleiten...?

Die herbstliche Farbenpracht spiegelt sich im Wasser. In roten Lianen hängt der Wilde Wein von den Bäumen.

Weiter im Auwald findet man jede Menge umgestürzte Bäume, die einen recht malerischen Anblick bieten, aber bald von Geissblatt und Waldrebe überzogen kaum mehr sichtbar sein werden.

In der Au gibt es auch zahlreiche sonnige Trockenwiesen, umsäumt von Weißdorn, Kreuzdorn, Hartriegel, Spindelstrauch und Birken, die im Frühling von der Blüte des Wiesensalbeis in Violett erstrahlen.

Zu dieser Jahreszeit findet man nur mehr wenig Blüten, dafür verfärben sich auch am Boden die Blätter. Die Zypressenwolfsmilch trägt schon ihr herbstliches Gewand.

Malerisch steht diese tote Birke am Wiesenrand. Ihr Stamm beherbergt Leben...

Hier hat sich der Birkenporling angesiedelt. Der Birkenporling gilt als Notfallapotheke der Vorzeit. Auf frischen Wunden wirkt er blutstillend und antiseptisch. Ötzi, die 5300 Jahre alte Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde, führte getrocknete Birkenporlinge mit sich.

Schätze gibt es auch in der Wiese zu entdecken: Wilder Spargel, der an manchen Stellen in der Lobau zu finden ist.

Von dem hier, auch wenn es noch so verlockend aussieht, sollte man aber lieber die Finger lassen. Der Genuss der "Pfaffenkapperl", wie sie bei uns heißen, würde in Brechreiz enden. Die Frucht des Spindelstrauches ist giftig.

Aber hier gibt's noch schnell was für den Heimweg...

Zuhause angekommen, überfiel mich auch schon wieder die nächste Fieberwelle. Aber ich konnte mit so schönen Bildern im Kopf den restlichen Grippe-Tagen etwas gelassener entgegensehen.

Samstag, 11. Oktober 2008

In memoriam: "Tante" - So kam ich zu meiner Liebe zu Pflanzen

Meine geliebte Großtante, von uns immer nur "Tante" genannt, wäre in diesem Herbst 90 Jahre alt geworden. Ohne sie wäre ich nicht der Mensch, der ich bin. In vielerlei Hinsicht hat sie mich und mein Leben geprägt. Ich verdanke ihr viel. Und noch immer, viele, viele Jahre nach ihrem unerwarteten Tod vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an sie denke.

Meine Liebe zur Natur, zu Pflanzen und insbesondere zu Kräutern verdanke ich zum Großteil ihrem Einfluss. Meine Eltern, meine Schwester und ich lebten mit meiner Großtante unter einem Dach. Der große Familiengarten wurde gemeinsam bewirtschaftet. Schon von klein auf erlebte ich den Jahreszyklus im Gemüsegarten, das Umgraben, Düngen, Säen, Jäten, Ernten, auch das Ernten der Samen für das nächste Jahr, mit. Die ganze Familie war daran beteiligt. Aber den größten Einfluss auf meine Sicht des Gärtnerns nahm eindeutig meine Großtante.

Zu einer Zeit als bio und öko noch keine Begriffe waren, setzte sie Brennnesseljauche als Dünger für den Gemüsegarten an. Sie pflanzte Wildpflanzen wie Brennnessel und Bärlauch für Tee und allerlei Verwendung als Gemüse in den Garten. Damals handelte man sich mit solcherlei Dingen - zumindest bei uns - noch einen etwas sonderbaren Ruf ein. Aber was andere darüber dachten oder sagten, war ihr egal.

Tante im Gemüsegarten 1986

Auf langen Spaziergängen mit ihr lernte ich viel über essbare Wildpflanzen. Als Kind faszinierte mich der Gedanke, eines Tages allein in der Wildnis zu leben, ich fühlte mich schon beinahe dazu bereit... Nun ja, mit jedem Schuljahr wurde mir mehr bewusst, dass dazu auch anderes nötig ist, als nur Nahrung zu finden und ich nahm Abstand von meinem Plan.

Aber in Erinnerung sind mir ihre lebendigen Erzählungen geblieben. Von ihr lernte ich als Kind, wie sich aus Eicheln und Wegwartewurzeln Kaffee herstellen lässt, wie man Brennnesseln und andere Wildpflanzen verkocht oder was man in Notzeiten alles als Mehl verwenden kann. Dass man aus Löwenzahnblüten und den Triebspitzen der Fichten "Honig" machen, was man alles in einen richtigen Wildkräutersalat geben kann und vielerlei anderes über die Verwendung wildwachsender Pflanzen. Wir haben gemeinsam Hollerblüten in Teig ausgebacken, Hagebuttenmarmelade und "Hollerkoch" gemacht, die Samenstände des Wiesenbärenklau als Brotgewürz gesammelt - und ich liebte ihre "gebackenen Grasschnitten"! Erst vor einigen Jahren wurde mir klar, dass sie damit große Beinwellblätter bezeichnete, die sie in einem Backteig in Fett schwimmend herausbuk.

Am meisten gelernt habe ich von ihr über Kräuter und deren Verwendung. Beim Kräutersammeln durfte ich teilhaben an ihrem Wissen über Heilpflanzen, den richtigen Erntezeitpunkt, ihre Heilkräfte und die Art der Anwendung. Gut in Erinnerung ist mir noch der große Kräuterschrank meiner Großtante, der von oben bis unten gefüllt war mit Gläsern voller verschiedener Heilkräuter und Wurzeln.

Sie liebte Pflanzen und sah sie, als sehr religiöse Frau, als Geschenk Gottes an, mit dem man sorgsam und mit Achtung umgehen muss.

1985 beim Heu machen für die Familienhühner

Und auch eine andere Vorliebe scheine ich von ihr übernommen zu haben: Das Verarbeiten von Beeren und anderen Geschenken der Natur zu hochpozentigen Köstlichkeiten. In meiner Kindheit standen auf dem Boden unseres Kellers oft Gärballone mit allerlei Fruchtweinen, es blubberte und duftete! Meine Großtante setzte auch verschiedenste Liköre - auch solche mit Heilwirkung - an. Ihr Likörschrank war berüchtigt. Wenn sie ihn erst mal öffnete, kamen die Gäste nicht so schnell wieder weg.

Mein Leben spiegelt viel von ihrem wider, nicht nur, was Natur und Pflanzen betrifft. Und dafür und für ihre uneingeschränkte Liebe, der ich mir immer gewiss sein konnte, möchte ich ihr auch hier ein Danke sagen.

Schade, liebe Tante, dass du nicht mit 90 noch immer in deinem geliebten Garten werkeln kannst. Dafür schaust du hoffentlich mir des öfteren dabei über die Schulter, da bin ich mir ganz sicher.

Freitag, 3. Oktober 2008

Oktober

Ein Vorhang aus Vergehen schiebt sich über die Üppigkeit des Sommers

Unvergleichliche Farben, wo gerade noch Grün war

Im Gewöhnlichen schlummert leuchtende Schönheit

Wie eine Kuscheldecke schieben sich warme Farben über Garten und Mensch

Aufglühen im Vergehen

Strahlende Vergänglichkeit

Morbide Schönheit

Durchsicht auf das Andere dahinter