Mittwoch, 20. Oktober 2010

Vom Leiden der Quitten

Im Mai hatte alles so wundervoll begonnen. Mit herrlichen weißen, duftenden Blüten.

Über's Jahr entwickelten sich daraus viele prächtige Früchte. Überaus zierend hingen sie am noch jungen Baum, legten an Umfang zu und im Oktober war es dann so weit: Die prachtvollen Quitten wurden von ihrem heimatlichen Baum getrennt und in ein fremd anmutendes, blaues Plastikkistenmassenquartier gezwungen. Zu hundert in einer Kiste. Ohne Raum für Individualität.

Doch es kam noch schlimmer. Eine Woche später fiel ein riesiges Messer über die perfekt geformten Schönheiten her und zerhackte sie grausam in kleine Stücke.

Nach dieser Tortur wurden sie von einer mitleidlosen Hand in eine Maschine gesteckt, wo eine rotierende Metallscheibe sie unbarmherzig in kleine Teilchen zerfetzte.

Wer jetzt denkt, noch schlimmer kann es nicht mehr werden, unterliegt einem Irrglauben: Hernach wurden sie in kochendes Wasser geworfen. Ihr Lebenswille war gebrochen, die starre Masse fiel langsam in sich zusammen.

Doch noch war nicht alles überstanden: In ein großes, grünes Fass gekippt, kam abermals ein rotierendes Messer über sie.

Und dieses war noch schlimmer, unvorstellbar schlimmer. Zurück blieb nur ein formloser Brei, der mit allerlei fremden Zutaten in die Dunkelheit des Fasses gesperrt wurde.

Dort harren die vormals stolzen Quitten nun ihrer Wiedergeburt.

21 Kommentare:

stadtgarten hat gesagt…

Die Armen! Da haben sie ja schon eunen ganz schönen Leidensweg hinter sich! Glücklicherweise werden die armen Quitten wohl bei ihrer Wiedergeburt so alkoholisiert werden, dass sie dann nichts mehr mitkriegen! :)
Ich habe selbst noch nie Quitten verarbeitet, aber ich habe gehört, dass es auch für den Menschen eine ziemliche Schinderei sein soll?
Liebe Grüße, Monika

Angelika Poe hat gesagt…

...muss bestimmt lecker schmecken dann aus dem Glas Margit, aber ich nehme sie nur für Marmelade und lege sie zum *gutriecheeffekt* in all meine Schränke...lG Geli

Elke hat gesagt…

Ach Gott - das ist ja der reinste Schocker! Von Quittenwein habe ich noch nie etwas gehört. Was es nicht alles gibt.
Lieben Gruß
Elke

Bernstein hat gesagt…

Was für eine reiche Ernte. Leider hat unser Quittenbäumchen dieses Jahr keine einzige Frucht getragen. Aber vielleicht nächstes Jahr - dann mach ich leckeres Quittengelee.
Ist Quittenwein das gleiche wie Most (nur eben aus Quitten)?
Bin echt gespannt, ob Euch die Quitten nach der Wiedergeburt schmecken.
GlG Bernstein

Die Welt der kleinen Kostbarkeiten hat gesagt…

liebe margit,

eine wirklich humorvoll erzählte quittenverarbeitungsgeschichte!

wenn auch etwas blutrünstig :-))

wir haben, trotz des großen grundstücks, nicht ein einziges quittenbäumchen, hmmmmmmm.....???

wie groß wird denn so ein baum? vielleicht paßt er ja irgendwo noch hin ?

und duften die früchte tatsächlich so stark, dass man sie , wie geli oben sagt, zum beduften nutzen kann??
das fänd ich ja ganz besonders toll!
liebe grüße
gaby

Angelika Poe hat gesagt…

...liebe Gaby ( feder und flamme ) ja es stimmt, in jedem Schrank bei mir liegen mehrere...schon beim Vorbeigehen kommt es durch...duftend...nochmals lG Geli

Teresa hat gesagt…

Wir habe heuer ein Quittenbäumchen gepflanzt. Ich habe schon große vorfreude wenn ich sehe wieviel Quitten Du geerntet hast :)

Aber Quittenwein? Wie schmeckt das? Ist das Euer erter Versuch oder macht Ihr das jedes Jahr? Ich mache, bis jetzt aus gekauften Quitten, pikante Quitte eine Art Chutney schmeckt herrlich zu Käse oder Fleisch.
Liebe Grüße
Teresa

Margit hat gesagt…

@ Monika: Ja, auch für die Menschen ist das Massaker anstrengend. Quitten sind ganz schön hart und daher schwer zu verarbeiten.

@ Gaby: Wie groß er mal wird, kann ich noch nicht sagen. Aber wie bei allen Obstbäumen kommt es auf die Unterlage an, auf die er veredelt wurde. Und, ja! Die duften wirklich sehr intensiv.

@ Bernstein: Ich bin da auch keine wirkliche Expertin, glaube aber, dass bei Most der ganze Fruchtzucker vergoren wird und daher Most recht säuerlich-herb schmeckt. Beim Most, den ich aus meinem Elternhaus kenne, wird keine Hefe zugesetzt. Beim Fruchtwein schon. Aber wie gesagt: Bin keine Expertin, schmecke aber den Unterschied zwischen Most und Fruchtweinen;-)

@ Teresa: Wie Quittenfruchtwein schmeckt, kann ich noch nicht sagen. In den letzten Jahren haben wir aus den Quitten Gelee, Marmelade, verschiedene Liköre gemacht und Schnaps gebrannt. Das schmeckt alles köstlich. Ich hoffe, der Quittenwein wird auch einigermaßen trinkbar.

Liebe Grüße, Margit

Sara von Buelsdorf hat gesagt…

Huch, das liest sich ja grausam! *lach* Da kriegt man direkt Mitleid.
Sind Deine Quitten auch innen teilweise braun? Das hatte ich in einem Jahr ganz besonders arg. War irgendeine Krankheit.

Liebe Grüße
Sara

Fuchsienrot hat gesagt…

Hallo Margit,
och, die armen Quitten! Die tun mir ja jetzt direkt leid bei der grausamen Behandlung. ;-))
Von Quittenfruchtwein habe ich auch noch nie was gehört. Das wird bestimmt ein süffiges Tröpfchen werden. Du wirst uns sicher darüber berichten.
LG Angelika

Ein Schweizer Garten hat gesagt…

Arme gequälte Seelen, da braucht man doch einen Schluck um den Ärger runterzuspülen ;-)

LG Carmen

Stefan hat gesagt…

Das nenne ich mal Zufall! Habe diese Woche zum ersten mal in meinem Leben Quittenwein getrunken. War echt angenehm überrascht.
Mein Mitleid den Quitten gegenüber hält sich jedoch in Grenzen. ;-)

HaBseligkeiten hat gesagt…

...was schön lecker werden will...muß leiden ;)
Bei diesen "Brau- und Brandmeistern" wird es bestimmt ein leckeres Tröpfchen. Ein schönes herbstliches Wochenende wünscht, Heidi

Alex aus dem Gwundergarten hat gesagt…

Hmm, da müsste man schon fast die Quittenrechts-Organisation verständigen. Mädel, Du bist echt grausam *grins*. Aber zum Glück kriegen sie ja dann noch ein Schlückchen Alkohol um ihr Elend zu vergessen.
Prosit!
Liebe Grüsse
Alex

Sanspareil hat gesagt…

Klasse erzählt. Quittenwein habe ich noch nie gekostet.

Liebe Grüße
Sanspareil

Elke Schwarzer hat gesagt…

Ja, die armen Quitten. ;-)
Aber lecker wird's bestimmt! Vg Elke

Henny hat gesagt…

Na dann auf auf lasst uns Quitten jagen!
Geht das auch mit Zierquitten? Gelee funktioniert ja auch!!
LG Henny

Babara hat gesagt…

Die gequälten Quitten verwandeln sich in Quittenwein? Wie der wohl schmeckt? Ich habe ihn noch nie getrunken, da hier unbekannt. Meine dieses Jahr sehr spärliche Ernte (ganze 10 Quitten im Gegensatz zur letztjährigen riesigen Ernte) wurde in Quittenpästli und Quittengelée verwandelt....auf die ganz sanfte, aber heisse Kochart ;-) !!
Sei lieb gegrüsst,
Barbara

Brigitte hat gesagt…

Ja brutal! Das Quittenmasaker. Darauf wäre ich nie gekommen! Die Wiedergeburt möchte ich auch erleben!

Selber haben wir an unserer Jungpflanze 60 Stück geerntet, zum Glück vor dem Frost, vor dem Urlaub. Letzten Sonntag wurden sie alle verarbeitet. Ein sagenhaftes Gelee, und Marmelade. Es ist eine richtige Arbeit, aber ich finde, es rentiert sich!

Dein Titel ist mir gleich aufgefallen und ich musste mich schon arg beherrschen, dass ich nicht gleich gelesen habe.

Viele herzliche Grüße, Brigitte

filzundgarten hat gesagt…

Jetzt muss ich doch mal nachfragen: macht es eigentlich nichts, wenn die Quitten innen ganz braun sind? Ich wollte neulich Quittengelee kochen und nur eine einzige Frucht war dabei, die innen nicht braun war. Bei meinem letzten Geleeversuch vor zwei Jahren war das bestimmt nicht so, denn da könnte ich mich doch dran erinnern.
Vielleicht hast du einen Tipp.
LG von Ute

Margit hat gesagt…

@ Ute und Sara: Nein, ich konnte da noch keinen Unterschied feststellen. Hab auch schon Gelee aus Quitten mit braunem Fruchtfleisch gemacht, das schmeckt ganz normal. Die Fleischbräune ist von Jahr zu Jahr anders, mal gar nicht, mal sehr. Und sie hat rein gar nichts mit Fäulnis zu tun. Faule Quitten sehen ganz anders aus. Über die Ursachen hab ich schon vieles gelesen. Zum Beispiel, dass starke Schwankungen beim Bewässern dafür ausschlaggebend sein könnten, also lange Zeit trocken, dann wieder wochenlang Sumpfzone wegen zuviel Regen. Oder dass man sie zu spät geerntet hat. Oder dass es mit der Stickstoffaufnahme aus dem Boden zu tun hat etc. etc. Egal. Fest steht: Du kannst sie ganz normal verwenden, sie schmecken gut!

@ Henny: Müsste auch mit Zierquitten funktionieren, du kannst ja praktisch aus jedem Obst Fruchtwein machen. Likör aus Zierquitten müsse auch gut schmecken. Prost!

Liebe Grüße, Margit