Donnerstag, 16. August 2007

Waldviertel - Teil 1

So, nun bin ich richtig angekommen. Die ersten Bilder sind halbwegs sortiert (dass man in ein paar Tagen so viele Fotos machen kann!), der Chili-Berg, den ich geerntet habe, ist aufgearbeitet - nun will ich mal einige erste Bilder unseres Kurzausflugs zeigen.

Das Waldviertel ist für mich etwas Besonderes. Ich fühle mich in dieser sanft-hügeligen Landschaft mit den vielen großen Steinen, den tiefgrünen Wäldern und den kleinen Bächen und Flüssen unglaublich wohl. Es gibt eine ganze Menge an Plätzen, die man anschauen und genießen kann.

Station am ersten Tag war Arbesbach. Dort gibt es 16 als "Steinjuwele" ausgewiesene Plätze. Wir haben natürlich nur ein paar wenige davon besucht, um auch entsprechend Zeit zum Verweilen und Spüren zu haben.

Der erste Platz, den wir aufgesucht haben, ist der sog. "Frauensitz". Eine große Gesteinsformation von der erzählt wird, dass "die Frau, die ein Kindlein wollte, durch Sitzen und Rutschen mit ihrem nackten Hinterteil auf dem Stein, bzw. über ihn, fruchtbar wurde", ein Fels mit einer außergewöhnlich stark linksdrehenden Strahlung.

Für diejenigen, die eine Schwangerschaft lieber vermeiden wollen, lädt dieses gemütliche Bankerl direkt an einer der abfallenden Steinwände des Frauensitzes zum ungefährlichen Verweilen ein.

Da es zwischendurch immer wieder regnete, freuten wir uns besonders, als wir neben dem Frauensitz diesen netten Unterstand - wie ein natürlicher Balkon - entdeckten.

Am Weg zu unserem nächsten Ziel kamen wir durch diesen märchenhaften Wald. Der ganze Boden war mit leuchtend grünem Moos bedeckt. Ein unglaubliches Gefühl auf diesem weich-federnden Moosteppich zu gehen, fast schon wie Schweben.

Dass wir für alle Wege ein Vielfaches an Zeit benötigten, liegt daran, dass sich einem abseits der Wege die Fotomotive geradezu aufdrängten - wie dieser typische Waldviertler Moosdschungel.

Über weiche Pfade wandert man verträumt durch den Märchenwald, da tut sich plötzlich dieser bedrohlich wirkende Anblick vor einem auf.

Der "Galgen", eine ehemalige Richtstätte. Drei Säulen sind auf einer Mauer aufgesetzt, auf einer Seite gibt es einen Eingang. Hier wurden Verurteilte auf grausame Weise durch Erhängen, Rädern und Verbrennen hingerichtet. Die letzte Hinrichtung fand 1728 statt.

Die Natur versucht das viele Grauen, das dieser Ort gesehen hat, mit besonders schönem Bewuchs wieder wett zu machen. Schöner könnte auch eine kundige Gärtnerhand das Plätzchen zwischen Säule und Mauer nicht bepflanzen.

Kerzenlicht gegen das Grauen in der gegenüberliegenden Ecke.

Ich mochte diesen Platz ganz und gar nicht. Ein beklemmendes Gefühl ließ mich schnell das Weite suchen. Auf der "Flucht" fand ich diese wunderschöne moosbewachsene Steinformation in der Nähe - und wie immer bei Steinen, muss man einfach hinaufklettern.

Oben auf den Steinen dämmerte mir erst langsam, dass das viele Grau nicht der Stein war, dass das knallige Gelb keine aufgesprühte Farbe war - es waren Flechten. Rechts im Bild ein Baumstamm, der kaum vom Gestein zu unterscheiden ist. Auch er ist mit Flechten überzogen.

Nach ausgiebiger Betrachtung der wunderschönen Flechten - richtige Kunstwerke der Natur, mindestens so schön wie Korallen, aber leider kaum gewürdigt - traut man sich kaum mehr zu bewegen, um nur ja die gewachsenen Schönheiten nicht zu zertreten.

Überhaupt sind die Wälder im Weinviertel sehr flechten"reich". Ganze Waldabschnitte haben nur Bäume, die bis zur halben Höhe völlig mit Flechten überzogen sind. Bei richtigem Lichteinfall ergibt das zusammen mit dem intensiven Grün des Mooses am Boden ein fast überirdisches Bild.

Den sog. "Höllfall" wollten wir als nächstes sehen. Wieder eine kleine Wanderung durch den Wald. Angeblich nur eine dreiviertel Stunde. Wir waren natürlich wieder eine halbe Ewigkeit unterwegs - was wir alles fanden!

Neben dem Weg gab es immer wieder Futterhäuschen für das Wild. Bei diesem hier hat die Natur schon das Dach begrünt, so fügt es sich ganz in die Umgebung ein.

Kurz darauf zog mich etwas magisch ins Dickicht hinauf. Nach 15 Schritten blinzelte etwas Rotes durch durch's Gebüsch. Angepirscht - und da stand er. Makellos, leuchtend, lockend.

Weiter des Wegs fragte ich mich, ob hier etwa vor Jahrhunderten ein Gnom seine Höhle in der Wurzel mit einem Gesteinsbrocken verschlossen hat? Viel besser lässt sich der Eingang jedenfalls nicht tarnen!

Der Höllfall ist eine sehr romantische Schlucht, in der die Kamp über große Felsblöcke mal ruhig dahinfließt, mal etwas mehr plätschert und braust.

Rechts und links der engen Schlucht türmen sich steile Felsformationen gen Himmel. Hier sind wir auf der Seite der "Hölle".

Wer sich nicht wohl fühlt in der Hölle, muss nur die Seite wechseln... Gegenüber türmt sich eine ebenso hohe Felslandschaft auf, der "Himmel".

Sehr beeindruckend finde ich, wie es Bäume schaffen, sich in diesem felsigen Untergrund zu verwurzeln. Dass sie wahre Künstler dabei sind, Lebensraum zu erobern, zeigt zum Beispiel der Wuchs eines Baumes an dieser Felswand (in etwa Bildmitte). Er macht erst eine Schlinge vom Felsblock weg, um dann sein Wachstum endlich auch himmelwärts richten zu können.

Etwas weiter den Höllfall entlang, schneidet sich die Kamp immer tiefer ins Gestein ein. Auch hier locken einen zahlreiche Trampelpfade zwischen den Farnen und Bäumen vom Weg hinab zum Wasser.

So verging die Zeit am ersten Tag wie im Flug. Es gab einfach so viel "Kleines" zu Sehen, so schöne Moose, Flechten, Pflanzen - Farne, Eisenhut, Engelwurz, verschiedenste Glockenblumenarten etc. -, verschiedenste Schwammerl, verwachsene Bäume. Und dann waren da auch noch die Heidelbeeren, die uns für eine Stunde aufhielten. Mit blauen Zungen und Händen und sehr zufrieden fanden wir dann schließlich gegen Abend den Weg in unser Quartier.

12 Kommentare:

Garden Cats + Crafts hat gesagt…

Hallo Margit, mit großem Interesse habe ich eben Deine Posts über das Waldviertel verschlungen. Das ist ja ein wahrer Traum, dieser Wald mit den Steinen, dem Moos und den Flechten. Das erinnert mich total an Schweden. Genau das, was ich immer so sehr dort geliebt habe und in diesem Jahr so bitterlich vermisste. Wo genau ist denn dieses Waldviertel?
Liebe Grüße, Birgit

Bek hat gesagt…

Ich stamme zwar aus Niederoesterreich, aber aus der entgegengesetzten Ecke - und war somit nie wirklich im Waldviertel. Es sieht wirklich maerchenhaft aus - nach den Fotos nach muesste man fast jeden Moment Zwerge oder andere Maerchengestalten erwarten.

Margit hat gesagt…

Birgit, das Waldviertel liegt im Nordwesten des österreichischen Bundeslandes Niederösterreich, welchs wiederum das nordöstlichste Bundesland Österreichs ist und an Tschechien und die Slowakei angrenzt. Wiki gibt dir einen kurzen Überblick!
Ja, das Waldviertel ist viele Reisen wert!
Liebe Grüße, Margit

Margit hat gesagt…

Bek, du kommst aus Niederösterreich?! Da hat's dich aber weit weg verschlagen.
Zwerge und Feen habe ich leider diesmal nicht getroffen in den Wäldern des Waldviertels, aber ich werde es hartnäckig ein andermal wieder versuchen.
Liebe Grüße, Margit

Wurzerl hat gesagt…

Waldviertel, Du stehst auf meiner Wander-Wunschliste jetzt weit oben. Schuld sind die filigranen Aufnahmen von Birgit. Das war ein schöner Tag, kriegen wir noch mehr ja?!?!?!
Liebe Grüße Wurzerl

ach ja, und wann schläfst Du?

Der Garten hat gesagt…

Spätestens jetzt ist mir klar, warum Du Deine hohen Bäume und die Bepflanzung darunter so liebevoll "Wald" nennst, und Deine erlebten Wald-Eindrücke im Garten verwirklichst. Obwohl man für solche natürlichen Natur-Inszenierungen ja wirklich große Ländereien benötigt. Aber ein kleines Idyll ist im schattigen Teil ja wirklich gut möglich.
Einfach traumhaft Deine Bilder. In der Tat erinnern die Fotos an perfekte Märchenfilme. So habe ich damals in meiner Schulzeit noch nicht einmal den Elm oder Harz erlebt. Unser nahe gelegener Wald war zum Glück auch damals schon etwas verwildert, aber kein Vergleich zu dem, was Du hier zeigst. Deine Bilder laden einfach zum Träumen ein und diese Möglichkeit nutze ich jetzt...
Liebe Grüße Silke

HaBseligkeiten hat gesagt…

Hallo Margit, bin über Deien Eintrag zu Dir gekommen und gleich hängengeblieben. Waldeinsamkeit ist für mich auch ein wunderbares Erleben in meiner kleinen "HaBseligen" Welt.
Die Fotos und Beschreibungen sind sehr ausdruckstark, als ob ich selbst heute morgen einen kleinen Ausflug gemacht hätte.
Danke Dir, werde dich auch gleich zum Weiterträumen auf meinem Blog empfehlen, bis bald,
Heidi

Anonym hat gesagt…

Hallo Margit,
das sind wunderschöne, ja mystische Fotos. Da würde ich auch gerne mal wandern gehn. Was allerdings den "Frauensitz" angeht, ich vermute mal, dass der mitrutschende Mann dabei einfach übersehen wurde *lach*.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende - Elke

Reginas Cottage hat gesagt…

Hallo Margit,das Waldviertel ist ein
Traum,es scheint als ob die Zeit dort
stehengeblieben ist.Ein perfekter Ort
um verbrauchte Energien wieder aufzu-
tanken.Vielleicht sollten wir unseren
nächsten Wanderurlaub mal hier ver-
bringen.
Noch eine Frage zu einem früheren post: Wie machst du Rosengelee,
Holuderblütenlikör? Ich sammle und suche immer wieder neue Rezepte.
Liebe Grüße,Regina

Margit hat gesagt…

Hallo Regina, ich werde die besagten Rezepte gerne in den nächsten Tagen mal in meinem Blog posten!
Und: Ja, das Waldviertel ist ein perfekter Ort um Energien aufzutanken. Mir geht es jedenfalls immer so in der Gegend. Es lässt sich einfach ganz rasch abschalten in dieser Umgebung, allein schon die Ruhe ist herrlich.
Liebe Grüße, Margit

Sisah hat gesagt…

Oh diese bewaldeten Felsformatioen erinnern mich doch sehr an meine gerade in der Sächsischen Schweiz verbrachte Wanderwoche.Da gab es auch beeindruckende Farnschluchten und bemooste Felsbrocken wie Du sie in Deinen Bildern zeigst, allerdings ist dort vorwiegend Mischwald zu finden. Schöne Fotos, die Du gemacht hast, bei mir ist die Hälfte nichts geworden, da ich mit der Blendenwahl/Programmwahl nicht immer richtig lag.

Jutta hat gesagt…

Hallo Margit
Als erstes , danke für deinen 3 lieben Einträge im Blog. Sorry dass ich dich erst jetzt besuche, aber mir ist in den letzten Tagen die Zeit davon gelaufen.
Ich war vor Jahren im Waldviertel, Zwettel, Gmünd und Harbach,von den mystischen Steinen habe ich schön öfters gehört , es ist ein Traum dein Wald.Früher war es mein Hobby durch die Wälder zu streichen und Schwammerln zu suchen.Wenn dann die Sonne durch die Baumwipfeln durchdrang, werde ich nie vergessen.
LG Jutta